Bis zum Start in den Dezember 2017 notierte die Steinhoff Aktie bei 3 bis 3,50 Euro – dann ging es in den Keller. Zum 6. Dezember 2017 publizierte das Unternehmen seine Ergebnisse für das Gesamtjahr 2017. Dabei handelte es sich allerdings zunächst um „vorläufige“ Ergebnisse. Bereits seit einigen Monaten gab es immer wieder Spekulationen darüber, dass etwas mit den Bilanzen nicht in Ordnung sein. Jetzt wurde bekannt, dass die Staatsanwaltschaft Oldenburg gegen das Unternehmen ermittelt. Es ist möglich, dass die Bilanzen nicht korrekt dargestellt wurden.
Zu Publikation der Zahlen kam es nicht wirklich. Es wurde bekannt gegeben, dass der CEO den Konzern verlässt und die Zahlen wegen Unregelmäßigkeiten erst veröffentlicht werden, wenn diese geprüft worden sind. Ebenfalls sei unklar, ob die Zahlen für die Jahre zuvor korrekt waren, oder auch hier Unregelmäßigkeiten aufgetreten sind.
Die Reaktion an der Börse war mehr als heftig. Die Steinhoff Aktie verlor insgesamt mehr als 60% an Wert und der Kurs rutschte deutlich bergab. Vom Möbelkonzern mit Potential entwickelte sich die Aktie zu einem Pennystock.
Die aktuellen Entwicklungen in der Übersicht:
- Publikation der Jahreszahlen für den 6. Dezember 2017 geplant gewesen
- CEO tritt wegen Unregelmäßigkeiten zurück
- Unternehmen nennt keine vorläufigen Bilanzzahlen
- Staatsanwaltschaft Oldenburg ermittelt
- EZB hält Anleihen von Steinhoff International
- PWC soll Unregelmäßigkeiten im Unternehmen prüfen
- Aktie verliert in der Spitze über 80% an Kurswert
Steinhoff – was steckt eigentlich hinter dem Konzern?
Das Unternehmen Steinhoff International ist in der Möbelbranche aktiv. Die in Deutschland agierende Möbelkette Poco Domäne zählt unter anderem zum Konzern. Der Rechtssitz des Konzernes ist in Amsterdam (Niederlande). Das operative Hauptquartier befindet sich in Südafrika.
Steinhoff International
WKN/ISIN A14XB9/ NL0011375019
Branche: Möbel/Einzelhandel
Mitarbeiter: Ca. 112.000
Firmensitz Amsterdam (Niederlande)/Sandton (Südafrika)
Umsatz 2016: Ca. 13 Milliarden Euro (nach derzeitigem Stand)
Wie geht es weiter mit Steinhoff International?
Es wurde bekannt gegeben, dass die Prüfgesellschaft PWC (PricewaterhouseCoopersInternational) eine unabhängige Untersuchung der Vorfälle durchführen soll. Damit sind unter anderem die Vorgänge im Jahr 2017, aber auch in den Jahren zuvor gemeint. Ebenfalls wurde verkündet, dass geprüft werden soll, ob ein Insiderhandel mit Aktien vorliegt, oder nicht.
Europäische Zentralbank von Steinhoff International Kursdebakel betroffen
Am Donnerstag, den 7. Dezember 2017 wurde in den Medien bekannt gegeben, dass auch die europäische Zentralbank, kurz EZB vom Kursdebakel bei Steinhoff International betroffen ist. Die EZB besitzt Anleihen der europäischen Tochter von Steinhoff International. Fällig werden diese Anleihen im Jahr 2025 und der Zinskupon liegt bei 1,875 Prozent. Insgesamt hat die Emission ein Volumen von 800 Millionen Euro. Wie hoch genau die Summe ist, die die EZB hier investiert hat, ist derzeit nicht öffentlich bekannt.
Wie reagierte der Kurs der Steinhoff International Aktie?
Der Kurs der Aktie erreichte bisher einen Tiefststand von knapp 0,35 Euro je Papier. Zwischenzeitlich konnte sich die Aktie wieder auf rund 75 bis 80 Cent je Anteilsschein erholen. Binnen einer Woche wurde ein Kursrutsch von etwa 80% erreicht. Auch die Ratingagenturen stuften die Kreditwürdigkeit des Unternehmens deutlich ab.
Welche Chancen bietet der aktuelle Kurs von Steinhoff International?
Derzeit ist vieles offen und bietet natürlich einige Chancen. Zum aktuellen Zeitpunkt kann die Aktie sehr günstig eingekauft werden. Es ist jedoch ein sehr hohes Risiko vorhanden. Fakt ist, dass der Konzern seine Bilanzen korrigieren muss. Sollte dies gelingen und sollte der Konzern es schaffen, alles Unklarheiten zu beseitigen und gleichzeitig genügend Kapital aufbringen, um weiter arbeiten zu können, so ist es durchaus denkbar, dass mit der Aktie langfristig Gewinne zu erzielen sind.
Im schlimmsten Fall würde sich nach Klärung der Unregelmäßigkeiten zeigen, dass der Konzern nicht mehr genügend liquide Mittel hat, um weiter arbeiten zu können. Eine Insolvenz oder andere Probleme könnten dazu führen, dass die Aktie ins bodenlose stürzt.
Wie groß sind die Risiken bei einem Investment bei Steinhoff International?
Aus der heutigen Sicht sind die Risiken für viele Trader derzeit kaum zu durchschauen. Fakt ist, dass das Unternehmen seine Bilanzen offenbar nicht korrekt publiziert hat und die Fehler identifiziert werden müssen und korrigiert werden müssen. Ebenso ist anzumerken, dass die EZB noch immer Anleihen des Unternehmens besitzt. Mögliche Risiken sind zum Beispiel, dass die Unternehmenszahlen deutlich schlechter ausgefallen sind, als es dargestellt wurde.
Ebenso ist anzumerken, dass natürlich noch größere Unregelmäßigkeiten bekannt werden können, als es ohnehin schon der Fall ist. Wenn bis Q1 des Jahres 2018 alle Probleme bekannt sind, könnte es sein, dass erste Analysten Abschätzungen darüber geben, wie es mit der Aktie weitergehen kann. Derzeit ist das Risiko noch sehr groß, wobei es interessant sein könnte, den weiteren Verlauf eine Weile zu beobachten. Je länger die Probleme bekannt sind und je mehr Details an die Öffentlichkeit dringen, desto eher kann eingeschätzt werden, wie das Unternehmen mit den Problemen umgehen kann und ob es alle Probleme in den Griff bekommt.
Für welche Trader eignet sich ein Investment bei Steinhoff International?
Derzeit zählt die Aktie von Steinhoff International zu den risikoreichsten im MDAX. Hier sollten absolut nur Anleger investieren, die genau wissen, auf was sie sich einlassen. Die Risiken sind derzeit kaum zu überschauen, was auch im Kurs eingepreist sein dürfte. Wer mutig ist und das Risiko bewusst eingeht, könnte auf lange Sicht Glück haben und von steigenden Kursen profitieren. Der Weg dorthin kann jedoch langwierig und sehr steinig sein.
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